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Fasten – der Hunger hört auf, egal ob man isst oder nicht

Grundsätzlich bin ich ein Mensch, dem es wichtig ist, sich gut zu ernähren – ich suche gerne genau aus, was mir gut und was nicht. Aber im Alltag, zwischen Terminen, Arbeit usw. ist das nicht immer leicht.

Manchmal tun sich Phasen auf, wo man einfach keine Ressourcen über hat, um sich um gutes Essen zu kümmern – wie zb. in Prüfungszeiten oder man fährt auf Urlaub in ein fremdes Land und hat nicht die gewohnten Möglichkeiten dazu.

Aus diesem Grund hab ich immer wieder mal Lust dazwischen den “Reset”-Button zu drücken, und meinen Körper einmal durchputzen zu lassen – zu fasten.

Seit einiger Zeit liebe ich das Basenfasten – es ist relativ praktisch, lässt sich auch wunderbar in den Alltag einbauen, macht Spaß, weil man neue Geschmäcker kennenlernt, die man sonst nicht kennengelernt hätte und der Organismus wird auf sanfte Art gereinigt. Schon bald stellt sich ein Wohlfühlen ein, auch weil der Kopf weiß: Ich hab seit Tagen nur gute Sachen in mich reingetan!

Vollkommener Luxus ist es natürlich, wenn man sich einige Tage Zeit nehmen kann und total fastet (meine Version von total ist: Wasser, Tee, Gemüsebrühe und etwas Obstsaft, der mir aber bald auch schon zuviel war). Ich hatte im Herbst dieses Glück frei von allen Verpflichtungen zu sein und nach einem Sommer, wo das ungesündere, fleischhaltigere Essen oft näher und bequehmer war, hatte ich große Lust, mich mal wieder ordentlich um mich zu kümmern. Eigentlich dachte ich, ich werde “nur” 5 Tage fasten – doch als ich bemerkt habe, dass ich erst am 4. Tag so richtig mit der Entgiftung beginn (vermehrter Zungenbelag, und verändeterter Schweiß), hat mich meine liebe Freundin Diana dazu ermutigt doch noch weiter zu machen. Es ist unglaublich praktisch eine Fastenbegleiterin seines Vertrauens zuhaben 🙂 Mit ihrer ruhigen, empathischen und klaren Art hat sich hat sie mir gezielte Fragen gestellt und dann Hinweise gegeben, sodass ich frohen Mutes und unbeschwert weitergefastet habe. Außerdem hat sie mir ein bisschen in den Arsch getreten (sanft, bestimmt und motivierend), dass ich mehr Sport machen soll – das hatte ich die Tage davor etwas schleifen lassen, aus Vorsicht, weil ich dachte, ich muss mich aufgrund der verminderten Kalorienzufuhr schonen… – ab da war ich dann jeden Tag laufen, was einerseits meinen Kreislauf angenehm angekurbelt hat und mich total aktiv hat fühlen lassen. Gedanken wie “Ach wie praktisch, ich könnt ja jetzt ewig ohne Essen leben!” hatte ich dann auch bald. Keine Gedanken hingegen, was ich heute denn esse, kein Einkaufen, kein kochen und vor allem: KEIN ABWASCHEN!! Das Nicht-Essen hat mich total daran erinnert, dass alles was ich im Außen such schon in mir veranlagt ist, der Gedanke an sich ist total nährend. Und: Sicher hatte ich immer wieder Hunger – aber der vergeht dann auch wieder, egal ob was isst oder nicht.

Psychisch, bzw. innerlich fühlte mich im Positiven, wie im Negativen auf mich zurückgeworfen, auch weil ich mir für die Fastenzeit gewählt habe, viel alleine zu sein. Ich spüre, dass wenig in mein System kommt, wenn man weniger (physischen) Input hat – denn das meiste, was wir so an Material in unserem Körper hineintun ist nun mal die Essens-Masse. Ich war auf jeden Fall besser bei mir, geerdeter und hoffte so sehr mir das in den Alltag danach mitnehmen zu können. Ich konnte mir irgendwann gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, wieder regelmäßig zu essen.

Ich hatte gefühlt mehr Abstand zu den Dingen im Außen und konnte mich besser abgrenzen. Im Großen und Ganzen war ich dauernd am Genießen. Obwohl mir auch andererseits große Menschenansammlungen (Bahnhof, Einkaufsstraße) noch viel mehr zusetzten, also kräfteraubend waren, als sie es sowieso sind, wenn ich normal esse.

Ich war einfach ganz definitiv in einem anderen Zustand als alle anderen. Das ist mir bei einem Meditiationsabend mit gemeinsamen Abendessen danach am meisten bewußt geworden. Ich hab mich nicht als Außenseiterin gefühlt, aber doch war es spürbar für mich, dass ich grad wo ganz anders stehe. Deshalb wäre ich mehr als gespannt darauf, wie es ist an Dianas Fastenwoche teilzunehmen. Diesen Zustand zu teilen, die gemeinsamen psychischen und physischen Erlebnisse zu besprechen und dabei die “gleichen“ Voraussetzungen zu haben und somit die Erfahrung gegenseitiger Empathie und Nachvollziehbarkeit zu erleben. Auch wenn das Fasten alleine, nur für mich, das Richtigste für den Moment und dieser Lebenphase war – es hat sicher beides was für sich.

Da man ja körperlich beim Fasten Dinge erlebt, die man so noch nicht erlebt hat, ist ein Austausch oft sehr hilfreich und auch wichtig – ich habe immer wieder großen Redebedarf gehabt, zum Beispiel wenn sich Ausscheidungen aufgetan haben, die ich so noch nicht gesehen habe. In unserer Gesellschaft ist ja die detailierte Beschreibung von Stuhlgang schon eher tabuisiert und mit Scham besetzt. Wenn man aber 38 ist, stuhl-mäßig in dieser langen Zeit “alles” erlebt hat, von tagelangem Durchfall bei einer Infektion in den Tropen bis Hard-core-Verstopfung und dann kommen auf einmal Dinge daher, die man noch nicht kennt, dann ist man sehr fasziniert oder verunsichert und will auch das teilen. Ich habe meine Mitmenschen immer vorab gefragt, ob sie es hören wollen, bekam JAs und Neins – ein Austausch in der Grupppe wäre da sicher auch sehr hilfreich. Auch ein Schritt aus der Comfortzone, Tabubruch – ist wichtig, da Vedauung ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesundheit darstellt.

Ich hatte das Glück während meiner Fastenzeit echt viele Sonnentage dabeizuhaben – mir ist aufgefallen, dass ich wahnsinnig gut die Sonnenenergie aufnehmen, wenn nicht sogar aufsaugen konnte – bin ewig auf der Terrasse in der Hängematte gelegen und hab mich richtig satt gefühlt.

Da ich ja schon lang ein energetisch arbeitender Mensch bin, hab ich noch eine andere Beobachtung gemacht: Ich kenne den Zustand gut, wo ich den Energiefluss gut in mir wahrnehmen kann, der zum Beispiel beginnt, wenn ich eine Körperarbeitssession bekomme oder auch gebe. Der Zustand, wenn man auf einmal die Energie durch sich durchkribbeln spürt, das Streaming der Lebensenergie – während der Fastenzeit war das ein Dauerzustand – das war immens. Manchmal sogar ein bisschen zuviel. Ich habe immer wieder versucht ein innerliches Foto zu machen.

Wie gesagt, ohne Diana hätte ich nicht mehr als 5 Tage gefastet, aber da sie mich so ermutigt hat weiterzumachen, ging das fantastisch. Bin total dankbar, weil in meinem Lebensalltag grad der Platz dafür da war und ich ihre Unterstützung hatte. Allein hätte ich das niemals gemacht. Auch weil mich zwischendurch immer wieder die Sorge überkam, ob ich was falsch mache dabei oder ob es denn eh noch gut ist. Außerdem hätte ich an einigen Stellen sicher anders entschieden, als mir dann doch Diana geraten hat. Man hat ja beim Fasten schon hocheuphorische Zustände oder auch tieftraurige, die einen dann doch etwas überreagieren lassen können.

Von ihr kam dann zum Beispile auch der Einwurf “Ah, dann wird der Tag XY wieder ein Kriesentag..” – und damit hatte sie recht… und es ging mir überhaupt nicht gut an dem Tag, aber da ich schon wusste, dass das kommen wird oder kann, hab ich erst gar nicht damit begonnen einen Auslöser oder Aufhänger im Außen dafür zu suchen, sondern, es war einfach so: Schlechte Laune, dazupassend unangenehmes Körpergefühl – aber da es auch ganz normal ist, konnte ich es auch ganz easy wieder ziehen lassen.

Ich hab gemerkt, dass es für mich gut ist, meinem Körper “Beischeid zu geben” – ich hab mich innerlich schon auf das Fasten vorbereitet und an dem einen Tag fiel es mir dann gar nicht schwer mit dem Essen aufzuhören, es wurde zu einem Ritual, das schön war, nicht mit Verzicht oder anderem besetzt. Es war der Tag nach einem Vollmond, wo ich dazu passend bei einer Schwitzhüttenzeremonie war. Wie dann klar war, ich faste mehr als 5 Tage, hatte ich am Anfang immer ein “Na schauma mal, wie lange noch…” und da war ich und mein Körper dann einfach auch nie wirklich bereit zum Fastenbrechen – wie ich dann gecheckt hab, dass in ein paar Tagen Neumond sein wird, ist mir wieder eingefallen, dass ich ja zu Vollmond mit dem Fasten begonnen habe und damit war klar, dass ich zu Neumond fastenbrechen werde. Das war auf einmal total logisch.

Dem Fastenbrechen hab eher zweifelnd und auch traurig entgegen geblickt – das Fasten war so schön, dass es Tage gab, wo ich am liebsten nie wieder aufgehört hätte damit.

Aber wie gesagt – ich hatte dann meinem Körper Bescheid gegeben und in der Früh des 15. Tages ging kein Weg am Frühstück vorbei. Es war ungewohnt, weil ich ja 2 Wochen nicht gefrühstückt hatte, der Fastenalltag schon Gewohnheit war und … hmmm … wenn man grad gut Zeit hat und nicht frühstücken tut, dann kann man auch sehr lang im Bett bleiben.

An dem Tag dann eben nicht mehr – ich hab mir einen halben Apfel ein kleines Stück Banane und eine Maroni gekocht und püriert und bin dann – ganz klar ist es mir noch immer nicht – 15 Minuten vor der Schüssel gesessen und hab geweint. Ein ganzes Konglomerat aus Emotionen haben sich da aufgetan – einerseits, die Trauer, dass das Fasten vorbei ist und damit dieser so wertvolle innerliche Zustand, dann die Freude wieder zu Essen und wieder ein Stück mehr mit der materiellen Welt um mich in Verbindung zu kommen, riesengroße Dankbarkeit an mein Leben, dass das jetzt grad möglich war und ich mir die Zeit zum Fasten nehmen konnte, Bewunderung und großes innerliches Verbeugen vor meinem Körper – dass der zu sowas fähig ist, wusste ich nicht. Am letzten Fastentag nicht mehr, aber am 13. Tag war ich noch joggen und das an sich war einfach faszienierend – durch die Straße zu rennen und schon zwei Wochen nichts gegessen zu haben, geil, ein erhabenes Gefühl.

Große Ehrfurcht und Dankbarkeit vor dem Leben: Denn ja, während dem Fasten hatte ich oft und lange großen Hunger und der Gedanke daran, dass es Menschen gibt, die noch viel größeren Hunger haben und nicht in der Lage sind, sich jederzeit dazu entscheiden zu können, wieder mit dem Essen zu beginnen, hat mich sehr geschmerzt. Fasten ist wirklicher Luxus.

Danach hab ich noch eine Woche Basengefastet und auch nach einer Woche Basenfasten hatte ich nicht viel Lust auf nicht-basisches Essen.

Das ändert sich vielleicht wieder, aber momentan bin ich echt genau mit den Materialien, die ich meinem Körper zufüge – lese mir jede Zutatenliste durch und koche echt viel selber. – Es war ja schon auch ein Aufwand, drei Wochen lang zu fasten – das möchte mag ich nicht wieder kaputtmachen.

Jetzt gilt es das alles weiter zu tragen – die Wertschätzungen für diesen einen Körper, der da ich bin, die ausgewogene Ernährung – und auch ausgewogen zwischen Pragmatismus (kein Zucker, keine Zusatzstoffe, keine Milchprodukte…) und Leichtigkeit, dass absolutes Soulfood auch die immer schon dagewesenen Kokosbusserln mit viel weißem Zucker von der Mama sein können.

Jeder, dem ich von meiner Fastenzeit erzähl, bekommt zu hören “Das war eines der geilsten Sachen, die ich in meinem Leben gemacht hab!” – somit stehen weitere Fastenzeiten schon fix in meinem Lebenskalender, mit Leichtigkeit und Vorfreude.